Filterblase: Firmenuniversum – eine Gesamtsicht

Fast alles, was an Firmenstatistiken veröffentlicht wird, stammt aus eindimensionalen Filterblasen, die eben die eigene Sichtweise, aber nicht das Gesamte wiederspiegeln.

Natürlich ist die WKO die mitgliederstärkste Interessenvertretung des Landes, aber nicht die einzige. Und mancher Beruf ist sogar so frei, dass keinerlei Mitgliedschaft zu dessen Ausübung notwendig ist. Gibt´s das wirklich in Österreich?

Mit fast 160.000 veranlagten Unternehmen ist die Immobilienwirtschaft (OENACE L68) die mit Abstand größte Branche in Österreich: 23% der zur Umsatzsteuer veranlagten Unternehmer sind aus der Immobilienbranche. Die WKO würde das ganz anders sehen, hier sind bereinigt nur rund 1,2% der Mitgliedsfirmen (ca. 6.700 Unternehmen) dem Immobilienwesen zuzuordnen.

Wie kann das sein?
Trotz sogenannter Pflichtmitgliedschaft entscheidet die genaue wirtschaftliche Tätigkeit über die Zugehörigkeit zur WKO, zu anderen verpflichtenden Berufsgruppen Verbänden oder eben, zu gar keiner Mitgliedschaft.

Wer eigenen Besitz verwaltet muss ebensowenig WKO Mitglied sein, wie Ärzte, Rechtsanwälte, Steuerberater, Architekten oder Apotheker. Und so besteht das Immobilienwesen aus Sicht des Finanzamts aus Besitzern, Verwaltern und Vermittlern, aus Kammersicht hingegen nur aus Maklern und Hausverwaltungen.

Nur 57% der im Firmenbuch protokollierten Unternehmen sind Mitglied der WKO.

Auf der anderen Seite gibt es eine große Menge an Kleinunternehmer mit Gewerbeschein und WKO Mitgliedschaft, die umsatzsteuerbefreit sind, also diese weder verrechnen noch abführen müssen. Die Unternehmen haben dann auch keine UID-Nummer und scheinen in den UID-Statistiken nicht auf. Die meist viel umsatzstärkeren Ärzte benötigen prinzipiell weder UID-Nummer noch WKO Mitgliedschaft und scheinen somit in diesen beiden Statistiken nur teilweise auf.

Am Ende der Bandbreite des rund 1 Million Unternehmen & Rechtskörper umfassenden erweiterten Firmenuniversums sind die Körperschaften öffentlichen Rechts und die rund 120.000 Vereine, die teilweise auch über Gewerbeberechtigungen oder UID-Nummern verfügen, sofern diese in größerem Ausmaß wirtschaftlich tätig sind.

Das alles hat zur Folge, dass es viele Wahrheiten gibt, aus der Sicht der jeweiligen Filterblase. Die Statistik Austria veröffentlicht zahlreiche Statistiken zum Österreichischen Wirtschaftsleben und wird oft mißverstanden, da die in den Köpfen am meisten verbreitete Statistik “aus internationaler Konvention” ganze Branchenabschnitte auslässt, andere Statistiken mit doppelt so hohen Zahlen aber weniger verbreitet sind.

Mit zunehmender Erfahrung gelingt es dem Kundigen, allein durch Nennung der Zahlen den Urheber der Statistik und der jeweiligen Filterblase zu eruieren.